1. Einführung

Ein Schlaganfall, auch als Apoplex bezeichnet, ist eine plötzlich auftretende, schwerwiegende Erkrankung des Gehirns, die durch Durchblutungsstörungen in bestimmten Hirnarealen entsteht. Die Symptome treten meist unerwartet auf und können das Leben grundlegend verändern. Es gibt verschiedene Formen des Schlaganfalls, wobei der ischämische Schlaganfall – auch Hirninfarkt genannt – mit etwa 80 % aller Fälle am häufigsten vorkommt und durch eine Mangeldurchblutung verursacht wird (Götz, 2018). Seltener, aber oft schwerwiegender ist der hämorrhagische Schlaganfall, der durch eine Hirnblutung entsteht und etwa 10 bis 15 % der Fälle betrifft (Greenberg et al., 2022). Eine besondere Form ist die transitorische ischämische Attacke (TIA), die als Warnsignal für einen Schlaganfall gilt. Hierbei treten vorübergehende Durchblutungsstörungen auf, deren Symptome sich innerhalb von 24 Stunden vollständig zurückbilden (Li et al., 2024).

Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen erstmals einen Schlaganfall, bei weiteren 70.000 handelt es sich um einen erneuten Vorfall (Heuschmann et al., 2010). Damit gehört der Schlaganfall zu den häufigsten Erkrankungen und ist nach Herz- und Krebserkrankungen die dritthäufigste Todesursache. Rund 2,5 % der Bevölkerung in Deutschland haben bereits einen Schlaganfall erlitten (Robert-Koch-Institut, 2015). Die gute Nachricht: Dank einer verbesserten medizinischen Versorgung ist das Sterberisiko nach einem Schlaganfall rückläufig.

Die besondere Bedeutung dieses Themas liegt in den langfristigen Folgen: Ein Schlaganfall ist die häufigste Ursache für bleibende Beeinträchtigungen im Erwachsenenalter (Götz, 2018). Etwa 40 % der Überlebenden sind erheblich eingeschränkt und dauerhaft auf Unterstützung angewiesen (Hankey, 2017). Bei Menschen über 75 Jahren leiden rund 6 % unter chronischen Schlaganfallfolgen (Robert-Koch-Institut, 2015).
Der Zeitfaktor spielt eine entscheidende Rolle – Gehirnzellen überleben nur wenige Minuten ohne Sauerstoff. Je schneller ein verschlossenes Gefäß wieder geöffnet wird, desto geringer sind die bleibenden Schäden (Li et al., 2024). Deshalb ist es wichtig, die typischen Symptome zu kennen und im Ernstfall rasch zu handeln – für sich selbst oder für andere. Sie haben es in der Hand, den Verlauf positiv zu beeinflussen. Wir im Zentrum stehen Ihnen dabei unterstützend zur Seite und begleiten Sie auf Ihrem individuellen Weg der Genesung – ohne Heilversprechen, aber mit dem Ziel, gemeinsam das Beste für Ihre Gesundheit zu erreichen.

2. Ursache und Risikofaktoren

Ein Schlaganfall entsteht meist durch eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn. In etwa 80 % der Fälle liegt ein Verschluss einer Arterie vor (ischämischer Schlaganfall), wodurch bestimmte Hirnareale nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Seltener, aber oft schwerwiegender ist der hämorrhagische Schlaganfall, der durch eine Blutung im Gehirn verursacht wird. Dabei platzt ein Gefäß und Blut tritt in das Hirngewebe ein, was zu zusätzlichen Schäden führt (Wallesch, 2016).

Viele Risikofaktoren können Sie selbst aktiv beeinflussen. Eine gesunde Lebensweise, regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum senken das Schlaganfallrisiko erheblich (Lacoviello et al., 2018; Paoli et al., 2019). Auch die konsequente Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes oder Herzrhythmusstörungen trägt dazu bei, das Risiko zu verringern. Sie haben es in der Hand, Ihre Gesundheit positiv zu beeinflussen – wir unterstützen Sie dabei gerne auf Ihrem Weg.

Viele Risikofaktoren für einen Schlaganfall können aktiv beeinflusst werden. Zu den wichtigsten zählen (Pacella et al., 2020; Tepohl, 2017; Symposium »Sekundärprävention Schlaganfall«, 2018):

  • Bluthochdruck (Hypertonie) – der Hauptrisikofaktor: Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck schädigt die Gefäßwände und fördert Arteriosklerose.
  • Rauchen: Nikotinkonsum erhöht das Schlaganfallrisiko deutlich (Ambrose & Barua, 2004).
  • Diabetes mellitus: Eine gestörte Blutzuckerregulation fördert Gefäßschäden.
  • Fettstoffwechselstörungen: Erhöhte Cholesterinwerte begünstigen die Entstehung von Gefäßablagerungen.
  • Übergewicht und Bewegungsmangel: Beide Faktoren verstärken das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen (Deutsches Ärzteblatt, 2020).
  • Vorhofflimmern und andere Herzerkrankungen: Herzrhythmusstörungen können zur Bildung von Blutgerinnseln führen, die ins Gehirn gelangen und dort Gefäße verstopfen.
  • Übermäßiger Alkoholkonsum: Insbesondere akute Rauschzustände erhöhen das Risiko.
  • Stress: Anhaltender Stress kann sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken (De Kloet et al., 2019; Herman, 2013).

Einige Faktoren lassen sich nicht beeinflussen, erhöhen aber das Risiko für einen Schlaganfall (Kuhli et al., 2002; Bick, 2003):

  • Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Lebensalter deutlich an.
  • Familiäre Vorbelastung: Genetische Faktoren und Schlaganfälle bei Verwandten ersten Grades erhöhen das eigene Risiko.
  • Geschlecht: Männer sind bis ins höhere Alter häufiger betroffen als Frauen.
  • Bestimmte Vorerkrankungen: Angeborene Herzfehler oder Gerinnungsstörungen können das Risiko erhöhen.

(Pacella et al., 2020; Tepohl, 2017):

  • Arteriosklerose: Verengungen und Verkalkungen der hirnversorgenden Gefäße führen zu Durchblutungsstörungen.
  • Gefäßmissbildungen: Aneurysmen oder andere Fehlbildungen können zu Blutungen führen.
  • Migräne mit Aura: Kann das Risiko für einen Schlaganfall insbesondere bei jüngeren Menschen leicht erhöhen.

3. Symptome und Diagnostik

Symptome

Ein Schlaganfall äußert sich meist durch plötzlich auftretende neurologische Ausfälle, die je nach betroffener Hirnregion variieren (Hankey, 2017; Wallesch, 2016). Die wichtigsten Symptome sind:

  • Plötzliche Lähmungen oder Schwäche auf einer Körperseite, häufig im Gesicht (herabhängender Mundwinkel), Arm oder Bein (Wallesch, 2016).
  • Taubheitsgefühle oder Kribbeln auf einer Körperhälfte.
  • Sprach- und Sprechstörungen: Schwierigkeiten beim Sprechen, verwaschene Sprache, Wortfindungsstörungen oder Sprachverständnisstörungen (Hamann et al., 2022).
  • Sehstörungen: Plötzliche Einschränkung des Gesichtsfelds, Doppelbilder oder Blindheit auf einem Auge.
  • Schwindel und Gangunsicherheit: Plötzlicher Schwindel, Gleichgewichts- oder Koordinationsstörungen (Hankey, 2017).
  • Sehr starke Kopfschmerzen ohne erkennbare Ursache, insbesondere bei hämorrhagischem Schlaganfall (Greenberg et al., 2022).
  • Bewusstseinsstörungen: Verwirrtheit, Somnolenz (Schläfrigkeit, Benommenheit) bis hin zu Bewusstlosigkeit.
  • Schluckstörungen (Dysphagie) und Störungen der Gesichtsmuskulatur.

Ein hilfreiches Instrument zur schnellen Erkennung eines Schlaganfalls ist der FAST-Test (Wallesch, 2016):

  •  **F**ace: Hängt ein Mundwinkel herab?
  • **A**rms: Kann eine Person beide Arme heben?
  • **S**peech: Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
  • **T**ime: Zeit ist entscheidend – sofort den Notruf wählen!

Auch unspezifische Symptome wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, depressive Verstimmungen oder ein allgemeines Gefühl der Verunsicherung können auftreten (Hamann et al., 2022). Besonders bei älteren Menschen, die allein leben, können sprachliche Veränderungen wie Wortfindungsstörungen schwer zu erkennen sein. Warnzeichen für einen bevorstehenden Schlaganfall sind beispielsweise eine vorübergehende Erblindung auf einem Auge oder plötzlich einsetzende, sehr starke Kopfschmerzen (»Donnerschlag-Kopfschmerz«) (Greenberg et al., 2022).

Die Symptome hängen stark davon ab, welches Areal des Gehirns betroffen ist. Je nach Ausmaß der Schädigung kann es zu langfristigen Einschränkungen im Alltag kommen, etwa durch Sprachstörungen oder Lähmungen (Hankey, 2017).

Diagnostik

Die Diagnostik bei Verdacht auf Schlaganfall erfolgt umgehend und umfasst mehrere Schritte (Hamann et al., 2022; Götz et al., 2018; Greenberg et al., 2022):

Erfassung der Symptome und Einschätzung des Schweregrads häufig mittels standardisierter Skalen wie der National Institutes of Health Stroke Scale (NIHSS) (Hamann et al., 2022).
  • Computertomografie (CT): Das wichtigste bildgebende Verfahren zur Unterscheidung zwischen ischämischem und hämorrhagischem Schlaganfall. CT ermöglicht eine schnelle Diagnose und ist entscheidend für die weitere Therapie (Götz et al., 2018; Greenberg et al., 2022).
  • Magnetresonanztomografie (MRT): Liefert besonders präzise Bilder und kann das Ausmaß und das Alter des Schlaganfalls exakt bestimmen (Götz et al., 2018).
  • CT-Angiografie und Perfusions-CT: Zur Darstellung der Hirngefäße und Beurteilung der Durchblutungssituation (Bendszus et al., 2023; Götz et al., 2018).
  • Blutuntersuchungen: Zum Ausschluss anderer Ursachen (z. B. Blutzuckerentgleisung) und zur Erkennung von Risikofaktoren wie Gerinnungsstörungen (Bick, 2003; Kuhli et al., 2002).
  • Herzuntersuchungen: Elektrokardiogramm (EKG), Langzeit-EKG, Herzultraschall zur Erkennung möglicher kardialer Ursachen (Hamann et al., 2022).
  • Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Gefäße: Beurteilung von Engstellen, Verkalkungen oder Fehlbildungen (Hamann et al., 2022).
  • Langzeitblutdruckmessung: Zur Feststellung eines möglicherweise bisher unentdeckten Bluthochdrucks (Hamann et al., 2022).

Die schnelle und präzise Diagnostik ist entscheidend, um die richtige Therapie einzuleiten und Folgeschäden zu minimieren. Zeit ist hierbei ein kritischer Faktor: Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Chancen auf eine gute Erholung (Götz et al., 2018; Greenberg et al., 2022).

4. Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung eines Schlaganfalls erfolgt in mehreren, individuell abgestimmten Schritten und erfordert das aktive Mitwirken der betroffenen Person. Ziel ist es, akute Schäden zu begrenzen, Folgeschäden zu verhindern und die größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag wiederzuerlangen.

  • Spezialisierte Versorgung: Die erste Versorgung findet in einer sogenannten Stroke Unit statt, einer spezialisierten Schlaganfallstation. Hier arbeitet ein interdisziplinäres Team aus Fachkräften der Neurologie, Pflege, Physiotherapie und Logopädie zusammen, um eine schnelle und effektive Behandlung zu gewährleisten. Die Dauer des Aufenthalts beträgt meist ein bis drei Tage, bevor die weitere Therapie und Sekundärprävention eingeleitet wird (Hamann et al., 2022).
  • Individuelle Therapie: Da Schlaganfälle sehr unterschiedlich verlaufen, wird jede Behandlung auf die spezifischen Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten. Vorrangig ist die Behandlung akuter Symptome, die Vermeidung von Komplikationen und die Vorbereitung auf die Rehabilitation (Hamann et al., 2022).
  • Schnelle Abklärung: Als Erstes wird eine klinisch-neurologische Untersuchung durchgeführt, gefolgt von bildgebenden Verfahren wie Computertomografie (CCT) oder Magnetresonanztomografie (MRT), um zwischen ischämischem und hämorrhagischem Schlaganfall zu unterscheiden. Ergänzend kann eine Gefäßdarstellung erfolgen (Götz et al., 2018; Bendszus et al., 2023).
  • Thrombolyse: Bei ischämischem Schlaganfall wird, wenn möglich, eine Thrombolyse durchgeführt, um das Blutgerinnsel aufzulösen. Diese Therapie ist besonders wirksam, wenn sie frühzeitig erfolgt, kann aber in bestimmten Fällen auch später angewendet werden (Götz et al., 2018).
  • Mechanische Thrombektomie: Bei Verschluss größerer Gefäße kann das Gerinnsel mit einem Katheter entfernt werden. Die Kombination aus Thrombolyse und Thrombektomie ist nachweislich besonders wirksam (Bendszus et al., 2023).

Je schneller die Diagnose gestellt und die Behandlung eingeleitet wird, desto höher sind die Aussichten auf eine vollständige Genesung und desto niedriger ist die Wahrscheinlichkeit dauerhafter Schäden (Götz et al., 2018; Bendszus et al., 2023).

  • Risikoreduktion: Die Langzeitbehandlung zielt darauf ab, das Risiko für erneute Schlaganfälle zu senken und die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Eine schnelle, gezielte Therapie kann das Wiederholungsrisiko deutlich reduzieren (Hamann et al., 2022).
  • Regelmäßige Überwachung: Dazu gehören die Kontrolle von Blutdruck, Herzrhythmus und Körpertemperatur sowie die Überwachung des Blutzuckerspiegels. Komplikationen werden frühzeitig erkannt und behandelt (Hamann et al., 2022).
  • Ursachenklärung: Mittels Echokardiografie, Ultraschall der hirnversorgenden Arterien, Langzeit-EKG und Laboruntersuchungen wird die Ursache des Schlaganfalls abgeklärt, um eine individuell angepasste Therapie einzuleiten (Hamann et al., 2022).
  • Konservative Therapie: Kleinere Hirnblutungen können oft ohne Operation behandelt werden, sofern die Blutgerinnung nicht gestört ist. Falls nötig, wird diese medikamentös normalisiert (Ma et al., 2023).
  • Medikamentöse Therapie: Zu den wichtigsten Medikamenten zählen Blutverdünner, Cholesterinsenker sowie Präparate zur Blutdruck- und Blutzuckereinstellung. Die konsequente Einnahme dieser Medikamente ist entscheidend für die Prävention weiterer Schlaganfälle (Hamann et al., 2022; Johnston et al., 2018).
  • Operative Eingriffe: Bei größeren Hirnblutungen kann eine Operation erforderlich sein, um das Blut zu entfernen und den Druck zu senken. Minimalinvasive Techniken sind dabei besonders schonend und werden individuell abgewogen (Parry-Jones et al., 2024; Seiffge & Anderson, 2024; Ma et al., 2023).

5. Rehabilitation und Therapieformen

Individuelle Rehabilitation

Die Rehabilitation beginnt frühzeitig und wird auf die jeweiligen Einschränkungen und Ziele abgestimmt. Sie kann stationär, teilstationär oder ambulant erfolgen (Heuschmann et al., 2010).

  • Physiotherapie zur Verbesserung von Beweglichkeit und Koordination (Hamann et al., 2022).
  • Ergotherapie zur Wiedererlangung alltäglicher Fähigkeiten (Hamann et al., 2022).
  • Logopädie bei Sprach- und Schluckstörungen (Hamann et al., 2022).
  • Neuropsychologische Unterstützung bei kognitiven und emotionalen Folgen (Heuschmann et al., 2010).
  • Ernährung und Lebensstil: Eine ausgewogene Ernährung, gegebenenfalls mit Gewichtsreduktion sowie der Verzicht auf Nikotin unterstützen die Genesung und senken das Risiko eines erneuten Schlaganfalls (Lacoviello et al., 2018; Paoli et al., 2019).
  1. Akutphase (Stroke Unit): Medizinische Erstversorgung und Behandlung akuter Symptome (Hamann et al., 2022).
  2. Frührehabilitation: Stabilisierung grundlegender motorischer und sensorischer Funktionen im Krankenhaus (Heuschmann et al., 2010).
  3. Stabilisierungsphase: Weiterführende Therapie und Förderung der Selbstständigkeit, ggf. mit Hilfsmitteln (Heuschmann et al., 2010).
  4. Anschlussheilbehandlung: Verbesserung der Alltagskompetenz und soziale Integration (Vestling et al., 2003).
  5. Medizinisch-berufliche Rehabilitation: Unterstützung bei der Rückkehr ins Berufsleben (Vestling et al., 2003).
  6. Betreuungs- und Erhaltungsphase: Langfristige Hilfsangebote und ggf. Pflege (Heuschmann et al., 2010).

Ein frühzeitiger Rehabilitationsbeginn ist entscheidend für den Genesungsprozess. Studien zeigen, dass eine schnelle Aktivierung betroffener Funktionen zu einer günstigeren Entwicklung beiträgt (Heuschmann et al., 2010; Hamann et al., 2022).

Sie können den Verlauf Ihrer Genesung aktiv mitgestalten: Die regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente, eine gesunde Lebensweise und die engagierte Teilnahme an der Rehabilitation sind entscheidend für Ihren Behandlungserfolg. Das Behandlungsteam steht Ihnen unterstützend zur Seite – ohne Heilversprechen, aber mit dem Ziel, gemeinsam das Beste für Ihre Gesundheit zu erreichen (Hamann et al., 2022).

6. Prognose und Verlauf

Die Prognose nach einem Schlaganfall ist individuell sehr unterschiedlich und hängt maßgeblich von Faktoren wie dem Ort und Ausmaß der Hirnschädigung, dem Alter, bestehenden Vorerkrankungen sowie der Schnelligkeit und Qualität der medizinischen Versorgung ab (Heuschmann et al., 2010; Hamann et al., 2022).

  • Frühe Phase: Etwa einer von fünf Patientinnen und Patienten verstirbt innerhalb der ersten vier Wochen nach Schlaganfall. Nach einem Jahr leben noch rund 73 bis 83 % der Betroffenen, nach fünf Jahren etwa 53 bis 55 % (Heuschmann et al., 2010; Hankey, 2017).
  • Langzeitverlauf: Fast jede zweite Person stirbt innerhalb von fünf Jahren nach einem ersten Schlaganfall. Das Risiko für einen erneuten Schlaganfall ist erhöht: Bei jedem fünften Patienten tritt innerhalb von fünf Jahren ein weiterer Schlaganfall auf (Hamann et al., 2022; Hankey, 2017).
  • Unterschiede nach Schlaganfalltyp: Die Sterblichkeit ist bei hämorrhagischen Schlaganfällen (Hirnblutung) höher als bei ischämischen Schlaganfällen (Hirninfarkt) (Greenberg et al., 2022; Ma et al., 2023).
  • Rehabilitation: Die Chancen auf eine teilweise oder vollständige Rückbildung der Schlaganfallfolgen steigen, je schneller die Behandlung beginnt und je früher mit der Rehabilitation gestartet wird (Hamann et al., 2022; Heuschmann et al., 2010).
  • Verlauf: Rund ein Drittel der Betroffenen erholt sich weitgehend, ein weiteres Drittel lebt mit dauerhaften Einschränkungen, und etwa ein Drittel verstirbt innerhalb des ersten Jahres (Heuschmann et al., 2010).
  • Bleibende Beeinträchtigungen: Etwa die Hälfte der Überlebenden bleibt pflegebedürftig oder schwerbehindert. Die meisten Verbesserungen treten in den ersten sechs Monaten auf – Ausfälle, die nach dieser Zeit bestehen bleiben, sind häufig dauerhaft (Heuschmann et al., 2010).
  • Motivation und aktive Mitarbeit: Die Motivation und das aktive Mitwirken der Betroffenen während der Rehabilitation haben einen entscheidenden Einfluss auf die Erholungschancen (Vestling et al., 2003; Hamann et al., 2022).
  • Alter: Jüngere Patientinnen und Patienten haben bessere Aussichten auf Erholung als ältere (Heuschmann et al., 2010; Hankey, 2017).
  • Schweregrad: Leichte bis mittelschwere Schlaganfälle verlaufen günstiger als schwere Ereignisse (Hamann et al., 2022).
  • Komplikationen: Zusätzliche Erkrankungen, anhaltende Verwirrtheit oder Inkontinenz verschlechtern die Prognose (Hamann et al., 2022).
  • Depression: Nach Schlaganfall ist das Risiko für eine Depression erhöht, was den Genesungsverlauf beeinflussen kann. Eine gezielte Behandlung kann hier unterstützend wirken (Hamann et al., 2022; Heuschmann et al., 2010).
  • Langfristige Unterstützung: Viele Betroffene benötigen dauerhaft Unterstützung im Alltag. Die Rehabilitation zielt darauf ab, die Selbstständigkeit zu fördern und die Lebensqualität zu verbessern (Hamann et al., 2022; Heuschmann et al., 2010).
  • Individuelle Entwicklung: Auch nach dem ersten Jahr sind weitere Fortschritte möglich. Die Erholung verläuft jedoch meist langsamer, und die Prognose bleibt individuell (Vestling et al., 2003).

Sie können den Verlauf nach Schlaganfall aktiv beeinflussen: Durch konsequente Teilnahme an der Rehabilitation, eine gesunde Lebensweise und die regelmäßige Einnahme verordneter Medikamente verbessern Sie Ihre Chancen auf eine möglichst weitgehende Erholung. Das Behandlungsteam unterstützt Sie dabei auf ihrem Weg (Hamann et al., 2022).

7. Prävention

Die Prävention eines Schlaganfalls ist ein zentraler Bestandteil, um das Risiko für diese schwerwiegende Erkrankung nachhaltig zu senken. Im Mittelpunkt stehen Maßnahmen, die auf die Vermeidung und Reduktion bekannter Risikofaktoren abzielen. Mit einem gesunden Lebensstil – bestehend aus ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung, effektiver Stressbewältigung und dem Verzicht auf schädliche Substanzen wie Nikotin – können Sie Ihr Risiko deutlich

Ein stabiler Schlaf-Wach-Rhythmus wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Studien zeigen, dass regelmäßiger und ausreichender Schlaf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und somit auch für einen Schlaganfall senken kann (Wang et al., 2021).

Eine ausgewogene Ernährung ist ein Schlüsselfaktor der Schlaganfallprävention. Bereits kleine, dauerhaft umsetzbare Veränderungen im Alltag entfalten eine große Wirkung:

  • Reduzierter Fleisch- und Wurstkonsum zugunsten pflanzlicher Fette wie Olivenöl
  • Mehr Vollkornprodukte, die durch Ballaststoffe und komplexe Kohlenhydrate lange sättigen
  • Gemeinsames Kochen und Essen, um Fertigprodukte zu vermeiden
  • Bewusster Umgang mit Salz: Hoher Salzkonsum erhöht das Schlaganfallrisiko – Kräuter und Gewürze sind gesunde Alternativen
  • Moderater Konsum von Kaffee (drei bis vier Tassen täglich) und ungesüßtem Tee wirkt sich positiv aus (Larsson & Orsini, 2011)
  • Alkohol nur in Maßen – weniger ist mehr
  • Verzicht auf Softdrinks, da Zucker und künstliche Süßstoffe das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können (Pase et al., 2017)
  • Regelmäßige Mahlzeiten zu festen Zeiten und Verzicht auf nächtliche Snacks unterstützen ein gesundes Gewicht und fördern die Gesundheit (Paoli et al., 2019)
Regelmäßige körperliche Aktivität ist ein wesentlicher Schutzfaktor. Ein aktiver Lebensstil senkt den Blutdruck und verringert das Schlaganfallrisiko. Die WHO empfiehlt Erwachsenen mindestens 150 Minuten moderates Ausdauertraining oder 75 Minuten intensives Training pro Woche, ergänzt durch muskelstärkende Übungen an mindestens zwei Tagen. Jede Form der Bewegung zählt und bringt gesundheitliche Vorteile (Deutsches Ärzteblatt, 2020).
Rauchen ist ein entscheidender Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein konsequenter Rauchstopp senkt das Risiko erheblich und reduziert auch die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls deutlich (Ambrose & Barua, 2004).
Anhaltender Stress ohne ausreichende Erholungsphasen wirkt sich langfristig negativ auf die Gesundheit aus und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (De Kloet et al., 2019; Herman, 2013). Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Belastung und Erholung sowie bewährte Techniken der Stressbewältigung helfen, stressbedingte Gesundheitsfolgen zu reduzieren (Gutiérrez-Robledo et al., 2019).

Fazit

Eine gesunde Lebensweise – mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung, erholsamem Schlaf, bewusster Stressregulation und dem Verzicht auf schädliche Substanzen wie Nikotin – trägt maßgeblich dazu bei, das Risiko für einen Schlaganfall zu senken. Sie haben es selbst in der Hand, aktiv zur eigenen Gefäßgesundheit beizutragen und Ihr Risiko nachhaltig zu reduzieren.

8. Unterstützende Angebote und Ressourcen

Nach Schlaganfall stehen Ihnen und Ihren Angehörigen zahlreiche Unterstützungsangebote zur Verfügung. Diese helfen dabei, den Alltag besser zu bewältigen, sich zu informieren und den Austausch mit anderen Betroffenen zu fördern. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, um Ihren Weg der Genesung aktiv und informiert zu gestalten.

9. Selbsthilfegruppen

Der Austausch mit anderen Betroffenen kann Mut machen und wertvolle Tipps für den Alltag bieten. Selbsthilfegruppen unterstützen Sie dabei, Ängste abzubauen, Erfahrungen zu teilen und neue Perspektiven zu entwickeln.

  • Regionale Gruppen: Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen in Niedersachsen finden Sie unter schlaganfallbegleitung.de
  • Deutschlandweite Angebote: Weitere Adressen von Selbsthilfegruppen in ganz Deutschland sind über die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe abrufbar

10. Informationsmaterial

Zahlreiche Broschüren und Informationsmaterialien stehen kostenlos zum Download bereit. Sie bieten verständliche Einblicke in das Krankheitsbild Schlaganfall und enthalten praktische Tipps zur Alltagsbewältigung.

11. Ratgeber und Übungsbücher

Für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema gibt es spezielle Ratgeber und Übungsbücher, die Sie bei der Krankheitsverarbeitung und Rehabilitation unterstützen.

Empfehlungen: Eine Auswahl hilfreicher Bücher und Übungsmaterialien finden Sie auf schlaganfall-wissen.de

12. Weitere Anlaufstellen

  • Beratung vor Ort: Nutzen Sie die Gelegenheit und sprechen Sie uns direkt im Rehazentrum auf weitere Unterstützungsangebote an – etwa Beratungsstellen, Sozialdienste oder spezielle Kurse.
  • Online-Foren und Netzwerke: Digitale Plattformen bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und aktuelle Informationen zu erhalten.

13. Ihr Weg zur Unterstützung

Diese Angebote helfen Ihnen, sich zu orientieren, neue Kraft zu schöpfen und den Alltag nach Schlaganfall aktiv zu gestalten. Sie sind nicht allein – nutzen Sie die vielfältigen Ressourcen, um gemeinsam mit Ihrem Behandlungsteam und anderen Betroffenen das Beste für Ihre Gesundheit zu erreichen.

14. Unsere Rehazentren

rehaneo kann Ihnen helfen, dies zu verhindern

Gesundheits-
Zentrum Hunsrück

Laubacher Straße 44
56288 Kastellaun

Ambulantes Rehazentrum Koblenz

Pastor-Klein-Straß 9
56073 Koblenz

Göttinger Rehazentrum Rainer Junge

Sprangerweg 3
37075 Göttingen

Bonner Zentrum für Ambulante Rehabilitation

Modestusstraße 6 – 8
53229 Bonn

REHA VITA Cottbus

Feigestr. 1
03046 Cottbus

Reha Viersen
GmbH

Lindenallee 5b
41751 Viersen-Dülken

Ambulante Reha am Krankenhaus

Martin-Heyden-Str. 32
52511 Geilenkirchen

15. Quellenverzeichnis

  1. Ambrose, J. & Barua, R.S. (2004). The Pathophysiology of Cigarette Smoking and Cardiovascular Disease, Journal of the American College of Cardiology, 43(10), 1731/37, Doi: 10.1016/j.jacc.2003.12.047
  2. Bendszus, M., et al. (2023). Endovascular thrombectomy for acute ischaemic stroke with established large infarct: multicentre, open-label, randomised trial, Lancet, 402(10414), 1753/1763. Doi: 10.1016/S0140-6736(23)02032-9
  3. Bick, R.L. (2003) Prothrombin G 20210Amutation, antithrombin, heparin cofactor II,protein C,and protein S defects. Hematol Oncol Clin NorthAm, 17, 9/36.
  4. De Kloet, E.R., et al. (2019). Top-down and Bottom-up Control of Stress, Journal of Neuroendocrinology, 31(3), 12675. Doi: 10.1111/jne.12675
  5. Deutsches Ärzteblatt (2020, November). WHO gibt neue Aktivitätsempfehlungen heraus – »für die Gesundheit zählt jede Bewegung«. WHO gibt neue Aktivitätsempfehlungen heraus – »für die Gesundheit zählt jede Bewegung« – News – Deutsches Ärzteblatt
  6. Gutiérrez-Robledo, L.M., et al. (2019). Allostatic Load as a Biological Substrate to Intrinsic Capacity: A Secondary Analysis of CRELES, The Journal of Nutrition, Health & Aging, 23(9), 788/95. Doi: 10.1007/s12603-019-1251-5
  7. Greenberg, S.M., et al. (2022). Guideline for the Management of Patients With Spontaneous Intracerebral Hemorrhage: A Guideline From the American Heart Association/American Stroke Association, Stroke, 53(7), 282/361, Doi: 10.1161/STR.0000000000000407
  8. Götz, T., et al. (2018). MRI-Guided Thrombolysis for Stroke with Unknown Time of Onset, N Engl J Med, 379(7), 611/622. Doi: 10.1056/NEJMoa1804355
  9. Hamann, G.F., et al. (2022). S2k-Leitlinie: Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke (TIA) – Teil 1 und Teil 2, DGNeurologie, 5, 369/380. Doi: 10.1007/s42451-022-00461-8
  10. Hankey, G. (2017). Stroke, The Lancet, 389 (10069), 641/54. Doi: 10.1016/S0140-6736(16)30962-X
  11. Herman, J.P. (2013). Neural Control of Chronic Stress Adaptation, Frontiers in Behavioral Neuroscience, 7. Doi: 10.3389/fnbeh.2013.00061
  12. Heuschmann, P.U., et al. (2010). Schlaganfallhäufigkeit und Versorgung von Schlaganfallpatienten in Deutschland, 37(7), 333/340. Doi: 10.1055/s-0030-1248611
  13. Johnston, S.C., et al. (2018). Clopidogrel and Aspirin in Acute Ischemic Stroke and High-Risk TIA, N Engl J Med, 379(3), 215/225.
  14. Kuhli, C., Hattenbach, L.O., Scharrer, I., Koch, F., Ohrloff, C. (2002). High prevalence of resistance to APC in young patients with retinal veinocclusion. Graefes ArchClinExpOphthalmol240, 163/168.
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  16. Larsson, S.C. & Orsini, N. (2011). Coffee Consumption and Risk of Stroke: A Dose-Response Meta-Analysis of Prospective Studies, American Journal of Epidemiology, 174(9), 993/1001. Doi: 10.1093/aje/kwr226
  17. Ma, L. et al. (2023). The third Intensive Care Bundle with Blood Pressure Reduction in Acute Cerebral Haemorrhage Trial (INTERACT3): an international, stepped wedge cluster randomised controlled trial, Lancet, 402(10395), 27/40. Doi: 10.1016/S0140-6736(23)00806-1
  18. Pacella, F., et al. (2020). Impact of cardiovascular riskfactors on incidence and severity of retinalveinocclusion. ClinTer, 171(6), 534/ 538.
  19. Paoli, A., et al. (2019). The Influence of Meal Frequency and Timing on Health in Humans: The Role of Fasting, Nutrients, 11(4), 719. Doi: 10.3390/nu11040719
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